Vom Paläolithikum (Altsteinzeit) zum Neolithikum (Jungsteinzeit)

Erste Spuren des Menschen in unserem Raum finden wir am Moossee. Es handelt sich um die Freilandstation Moosbühl (um 11‘000 v. Chr.) zwischen dem Urtenen- und Lyssbachtal (Gemeinde Moosseedorf). Die Siedlungsspuren werden der oberen Altsteinzeit (Jungpaläolithikum, ca. 33‘000-8‘000 v. Chr.) zugeordnet.


Während sich die Gletscher zurückzogen und dabei die Flüsse und Seen des Mittellandes bildeten, liessen sich die Menschen des Magdalènien in der sich wandelnden Landschaft nieder. Es handelt sich um unseren unmittelbaren Vorfahren, den Homo sapiens. Die Tundra ähnliche Landschaft wich allmählich den ersten Bäumen: Kiefern, Birken, dann Haseln, Eichen, Linden, Ulmen, Ahorne und

Eschen. in den Wäldern lebten Hirsche, Wildschweine, Braunbären, Dachse und Marder. Die Menschen benutzten Holz und Rentierknochen, um Harpunen und Nadeln herzustellen. Die wichtigsten Gebrauchsgegenstände entstanden aber immer noch aus Stein.

Beim Moosbühl handelt es sich um einen Zeltlagerplatz. Man fand Feuerstellen und feine Feuersteingeräte. Auffallend zahlreich sind Bohrerchen mit langen, dünnen Bohrspitzen. Wozu die Moosbühlleute die Bohrer verwendeten, weiss man nicht.

im Mesolithikum (Mittelsteinzeit, ca. 8000-5500 v. Chr.) entwickelten sich Klima und Vegetation zum heutigen Zustand. Die Landschaft bestand aus riesigen Wäldern, die sehr dünn besiedelt waren. Der Mensch lebte von der Jagd (Bär, Rot- und Schwarzwild), vom Fischfang und vom Sammeln. Er blieb abhängig von dem, was ihm die wilde Natur lieferte, und übte keinen direkten Einfluss auf sie aus.

lm Neolithikum (Jungsteinzeit, 5500 v. Chr.-2200 v. Chr., machten die Menschen Erfindungen,

die die Verhaltensformen und das Alltagsleben vollständig umgestalteten, Das geschah nicht abrupt, sondern vollzog sich allmählich.


Den Menschen gelang es dank günstigem Klima, geeigneter Bodenbeschaffenheit und vorteilhafter Tier- und Pflanzenwelt auf das Nomadisieren zu verzichten und am selben Ort ihr Auskommen zu finden. Der Getreideanbau bildete eine wesentliche Grundlage. Die Technik stammt aus dem Gebiet des fruchtbaren Halbmondes.

Die zweite Haupterfindung der Jungsteinzeit ist das Herstellen und Brennen von Keramik, auch diese Erfindung geht auf den Vorderen Orient ins 7. Jahrtausend vor Christus zurück. Dank der Keramik konnten flüssige und feste Nahrungsmittel aufbewahrt, transportiert oder gekocht werden.


Von grosser Bedeutung war auch die Domestizierung der Ziegen, Schafe, Schweine, Rinder und Hunde. Knochenfunde aus dem Neolithikum sind der Beweis dafür, obschon etwa 57% der Knochen immer noch von Wildtieren stammten.

Weiter geht aus Funden hervor, dass man bereits mehrere Gerstensorten, Zwergweizen, Emmer, Einkorn, Rispen- und Kolbenhirse, Erbsen, Linsen, Flachs und Mohn anbaute. Die Äcker wurden mit Hacken und Hauen für die Saat zubereitet.

Die landwirtschaftliche Produktion und Tierzucht gestattete, Nahrungsüberschuss zu produzieren. Von Jagd, Fischfang und Sammeln war der Mensch mehr und mehr befreit. Die Bevölkerung wuchs dank dem grösseren Nahrungsangebot und entwickelte sich zu grösseren Siedlungsgemeinschaften. Sie baute die Siedlungen an den See- und Flussufern, um das kostbare Ackerland nicht zu schmälern und Wasserwege zum Warentransport zu nutzen. Damit standen die Hauser aber auf unsicherem, zum Teil von Überschwemmungen bedrohtem Boden. Oft mussten deshalb die Siedlungen verlassen und später an derselben Stelle neu erbaut werden. Punkto Bauweise gibt es zwei Hypothesen:

Die eine geht von ebenerdigen Siedlungen auf trockenem Boden aus. Die langen Holzpfähle wurden in den Boden gerammt, darauf die Bretterböden ebenerdig verlegt. Bei hohem Wasserstand wurden die Siedlungen verlassen. Später, bei tieferem Wasserstand wurde neu gepfählt und die Siedlung wieder errichtet.

Die zweite Hypothese geht davon aus, dass die Siedlungen vom Boden abgehoben waren und trotz hohen Wasserstandes nicht verlassen werden mussten, hingegen die Holzpfähle und Hütten immer wieder erneuert werden mussten.

Die Gegenstände weisen bereits kunstvolle Formen und Verzierungen auf, die über den rein zweckgebundenen Gebrauch hinausgehen. Es kamen unterschiedliche Keramiktechniken zur Anwendung. ln den ersten Dörfern entstand eine organisierte Gesellschaft. Wie die kulturellen Errungenschaften in die Schweiz gelangten, bleibt nach wie vor eine offene Frage. Ein Zeugnis beachtlicher jungsteinzeitlicher Kultur stellen auch die Gräberfelder dar. Sie weisen in ihren Kistengräbern reiche Beigaben von Eberstosszähnen, Muscheln und Steinbeilen auf. Typisch für das Kultleben der Menschen in der Jungsteinzeit sind die zahlreichen, noch heute aufrecht stehenden Steinmonumente, die man Megalithen, Dolmen oder Menhire nennt.

Am Moossee wurden 1856 im Zusammenhang mit der künstlichen Absenkung des Sees zwei Pfahlbaustationen entdeckt: die Ost- und kurz danach die Weststation. Johann Uhlmann führte bis 1868 die ersten Ausgrabungen durch. Die sehr viel umfangreichere Oststation wird der Cortaillod-Kultur zugerechnet (4500 bis 3500 v. Chr).

Durch die Schrift des Schweizerischen Jugendwerks (SJW) «Die Pfahlbauer am Moossee» erlangten die Fundstellen Mitte des 20. Jahrhunderts grosse Popularität.

 

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