Der «Graue Stein» bei Finsterhennen

Zu Beginn des Kapitels Schallenstein ist dargelegt, wie viele Findlinge verschwunden sind. Ein Beispiel dafür scheint der Graue Stein zu sein, von dem bloss noch der Ortsname geblieben ist. Die Häusergruppe im Nordosten von Finsterhennen an der Grenze gegen Siselen trägt diesen Namen. Er ist aufgeführt im bernischen Ortschaftenverzeichnis von 1838 und in der Chronik A. Jahns von 1857: «Grauenstein heissen 4 Häuser, ein Dorftheil zwischen der Pinte (Finsterhennen) und der Schossbrücke» (S. 348). Der Name ist indessen nicht in die Siegfriedkarte (Erstdruck 1877) aufgenommen worden und wäre wohl zunehmend in Vergessenheit geraten, wenn ihn nicht heute der Besitzer eines Neubaues daselbst wieder verwenden würde: «Ernst Probst, Malermeister, Grauenstein, Finsterhennen.»

Wie uns Lehrer Hs. Hügli sagte. glaubt man in Finsterhennen, es stecke dort ein grosser grauer Stein im Boden. Als im Herbst 1973 die Baugrube für ein Geschäftshaus ausgehoben wurde, hoffte man, darauf zu stossen - vergeblich.

Der Graue Stein ist im heimatkundlichen Schrifttum verschiedentlich erwähnt. Nach Friedli könnte man meinen, er wäre noch zu sehen, während Jahn 1850 schrieb, er sei auf älteren Plänen des Seelands verzeichnet. Wir konnten wohl den Namen feststellen, nicht aber die Einzeichnung des Steins. Auf dem grossen Plan von 1786 des Amtes ErIach ist auf der Grenze zwischen der Grafschaft Nidau und dem Amt Erlach die Bezeichnung «Bey dem grauen Stein» zu finden, die einem vereinzelten Haus gilt; in seiner Nähe sind «Amts-Marchsteinen» und Bäume gezeichnet, jedoch kein Block. Das gleiche ist festzustellen auf einem Plan von 1718 wo das Haus «Zum Grauenstein» beschriftet ist.

Man möchte daher eine besondere Bedeutung des Steins bezweifeln, wie sie Jahn 1850 (S. 23) erwogen hat: «lst unter demselben nicht der Grafen-Stein, als ein Marchstein zwischen der Grafschaft Bargen und Erlach, zu verstehen, so dürfte an eine ältere, im Heidenthum dem Steine beigelegte Bedeutung zu denken sein, welche wenigstens durch diese traditionelle Benennung einigermassen gefristet worden wäre.» Nach den Aufzeichnungen «Das alte Finsterhennen», die Gemeindeschreiber Joh. Friedr. Probst während des 1. Weltkrieges im Burgerrodel festhielt, befand sich der Stein «wo jetzt die Schweineställe des Fritz Probst allié Weber sind und wurde seinerzeit von Friedrich Probst (Fritzenjoggi) versprengt».