Das verschwundene Waschhaus von Tüscherz
Ungefähr gegenüber der jetzigen Post, nicht weit vom Seeufer entfernt, befand sich vor grauer Zeitdas Waschhaus der Gemeinde.
Es stand abwechselnd jeder Familie für die grosse Wäsche zur Verfügung. Als die Eisenbahnlinie Biel-Neuenburg vor etwas mehr als 100 Jahren gebaut wurde, musste es abgebrochen werden, so dass man sich über die Bräuche von damals nur aus Überlieferung berichten lassen kann: Um drei Uhr in der Frühe musste man aufstehen, wenn man bis am Abend mit der «Buchi» fertig werden wollte.
Sieben Frauen konnten nebeneinander waschen und « brätschen ». Man half sich gegenseitig aus und stellte etwa noch eine Hilfe an. Ein Mann trug bei Morgengrauen Wasser vom See herauf und zündete die beiden Waschkessel an. Zwei grosse Waschzuber waren für die weisse und die farbige Wäsche bereit. Man breitete grobe Tücher über die Vorher eingeweichte Wäsche aus, es kam Holzasche darauf und über diese wurde kochendes Wasser geschüttet. Waschpulver war damals unbekannt.
Die saubere Wäsche wurde im See gespült und auf Tragbahren zum nahen «Hänkplatz» gebracht. Ungezählte Hemden und Hosen (50 Männerhemden waren wenig) sowie eine Unmenge Hauswäsche hingen im Seewind zum Trocknen; wurde doch nur zweimal im Jahr für eine Familie gewaschen.
Das Waschhaus diente auch zum Schweinemetzgen. Landstreicher, deren es in damaliger Zeit etliche gab, wurden hier gebadet und entlaust . .. Man erzählt sich von einem aus dieser Gilde, den man «Kapitän» nannte, der regelmässig zur Kur inTüscherz erschien.
Um das Jahr 1900 herum war im einzigen Laden des Dorfes erstmals Waschpulver zu haben, «Chatzli-Pulver» genannt nach den Katzen, die auf der Packung abgebildet waren. Etwa 10 Jahre später erschien ein zweites, das «Blanka» hiess.
Und hier fängt bereits Kundenfang und Konkurrenz an, denn in diesem zweiten Produkt war ein Geschenklein mit eingepackt.