Die Schule zu Büetigen
Zirka Mitte des 17. Jahrhunderts trennten sich Büetigen-Busswil vom gemeinsamen Unternehmen, um eigene Schulen ins Leben zu rufen. Vom Beginn dieser Büetigenschule wüsste man praktisch nichts, wenn nicht die Frau des Lehrers Niklaus Siegfried ein böses Räf gewesen wäre, das immer mehr der Trunksucht verfiel und gelegentlich berauscht im Strassengraben liegen blieb, wie in den Chorgerichtsmanualen von Diessbach zu lesen ist:
«1650, Augustus, 11. tag. Wart der Schulmeisterin von Büetigen gedacht wegen ihrer stätigen klag über ihren mann und abgerathen, dz man sie beyde verhören solle.»
29. Sept. wart der schulmeister und syn frauw, dessen oben gedacht, gegen einander verhöret und gefunden, dz aller fehler an ihr sey; wurden zur schuldigen pflicht gegen einand ernstlich vermahnt und wyl er klagt, sie auch nit in abred sein könne, ds sie ohnlängst zur tochter geredt, sie Welte (ds Gott behüt uns !) der täuffel sie und den hüpschen stiefvatter uff einander holte, ist sie 24 stunden in die kefig erkennt worden.
Am 7. Dez. 1651 heisst es: «Erschien Niclaus Sigfrid, schulmeister von Büetigen, sampt seinem bösen, unärtigen weib, gantz schmerzlich sich beklagendt, wie so ein gemelt wyb so gar unfründtlich mit ihm theils, theils dann auch mit dem stiefkindt mit fluchen und schwerren umgange und handle, dz ihm nit wyter zu ertragen müglich, könne si ouch mit streich (Prügel) nit darvon gewahnen etc. Sie mit ganz ernsthafften worten zur correction vermahnt mit betröhwung der gefangenschaft und anderer erforderlichen mitteln, Den erfolg gibt die zyt!»
«1655, 9. September. Wart zitiert und erschynt auch des schulmeisters frauw von Bütingen, wegen dz sie dem trunck so fest ergeben und sich zu zyten also füllt, dz sie recht weder stahn noch gan möge, wie sie dann ouch ohnlängst uff dem Bürrenfeld sich trunckenheit halben hat legen müssen. Hats zimlich schlecht versprochen.»
Über die Schule selber ist wenig zu sagen. Die Lehrer unterstanden dem Landvogt und dem Pfarrer, waren meist Kleinlandwirte oder arbeiteten als Handwerker am Zügstuhl, Webstuhl, an der Hobelbank, korbeten während der Unterrichtszeit oder nähten als Schneider, klopftenund flickten als Schuster und handhabten daneben souverän die berüchtigte Rute.«Dass trotzdem im 18. Jahrhundert und zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Landschulen viel besser waren als ihr Ruf», schreibt Pfarrer W. Aeberhardt in seiner Geschichte der Schule Leuzigen, «dass begabte Landbuben und -mädchen gute Fortschritte machen konnten, oft erstaunlich saubere und geordnete Handschriften erhielten, als Mütter und in Ämtern Vorzügliches geleistet haben und sich im Leben bewährten, schreiben wir zwei Tatsachen zu: Einmal entschlossen sich doch meist die intelligentesten jungen Leute zum Schullehrerberuf und sodann brachten ihrer viele grosse Liebe, Begeisterung, ja eine rührende Treue ins Schulzimmer. Für sehr viele war der Lehrerberuf eine wirkliche Berufung. Natürlich gab es im 18. Jahrhundert auch flügellahme, verbitterte, sich vereinsamt fühlende Schulmeister und alte Schnapser, aber sie waren es aus finanziellen Nöten, aus Elend und Enttäuschungen geworden. Und Hauptschuldige daran waren die harten Gemeinden,die Knorzer und Bremser in den Behörden, die erbärmlich wohl daran lebten, wenn sie demSchulmeister nur einen kleinen Lohn auszahlen mussten, ihn darben liessen und ihm die Mittelzu einem gehobenen, geistig interessierten Leben versagten - aus Unverstand und Habgier.»Diese Worte können ohne jegliche Einschränkung auch für unsere damaligen Büetiger Schulverhältnisse übernommen werden.