Unter dem Krummstab von Frienisberg

Im bernischen Seeland bestanden ehedem acht klösterliche Niederlassungen von recht unterschiedlicher Bedeutung. Drei von ihnen, die Cluniazenser Priorate von St. Petersinsel, Bargenbrügg und Leuzigen, waren nur klein, von wenig Bedeutung, wurden von einem Prior geleitet, der zeitweise vielleicht auch den einzigen Insassen darstellte, denn es fehlte das Geld und damit auch die Mönche.

Wohl das älteste Kloster war die Benediktinerabtei St. Johannsen bei Erlach, sie wurde um das Jahr 1100 gegründet. In Detligen bestand ein kleines Nonnenkloster des Zisterzienserordens, das im 13. Jahrhundert gegründet wurde. Kurz vor der Reformation wurde in Biel noch ein Johanniterkloster gegründet. Als geistiges Zentrum im Seeland muss die Prämonstratenserabtei Gottstatt (locus dei) gelten. Sie unterhielt ein eigentliches Priesterseminar, ihre Insassen waren Chorherren und versahen in verschiedenen seeländischen Gemeinden den Kirchendienst. Strassenmantel und Kopfbedeckung (BaIett) waren reinweiss. Es muss ein erhebender Anblick gewesen sein, wenn die Chorherren in ihrer vornehm-feierlichen Tracht durch die Dörfer ritten. Das Kloster wurde Mitte des 13. Jahrhunderts vom Grafen Rudolf I. von Nidau als Hauskloster und Familienbegräbnisstätte gegründet und reich dotiert.

Unsere Aufzählung möge das Zisterzienser Kloster Frienisberg (Aurora) schliessen, in dessen Besitz der Grund und Boden unseres Ritters zum grossen Teil überging. Es wurde um das Jahr 1130 gegründet und erhielt den Namen Aurora. Die ursprünglich strengen Ordensregeln, die einfache Lebensweise und die fleissige Feldarbeit, - Urbarisierung, Ackerbau, Viehzucht, Obstbau - brachten das Kloster zu hoher Blüte, machten aus seinen Besitzungen landwirtschaftliche Musterbetriebe. Durch Schenkungen und Kauf erwarb es sich in seiner nähern und weitern Umgebung ausgedehnte Besitzungen und übertraf an Macht und Reichtum bald alle andern Abteien. Die Äbte von Frienisberg übten die Oberaufsicht über die Nonnenklöster von Detligen, Fraubrunnen und Steinen-Schwyz aus.

Zu Anfang des 14. Jahrhunderts begann der Niedergang. Die Klosterregeln wurden nicht mehr beachtet und der Orden artete aus. Müssiggang und Genussucht verzehrten den Reichtum und die Besitzungen gingen nach und nach verloren. Im Jahre 1528 entschied sich Bern für die Reformation und hob in seinen Gebieten alle Klöster auf.

Seit der Reformation bildete Frienisberg eine der bernischen Landvogteien. Das Kloster wurde teils in eine Amtswohnung für den Landvogt, teils in ein Spital und eine Herberge für Pfründer umgewandelt. Von 1528 bis 1798 regierten in Frienisberg 52 Landvögte. Dem Landvogt oblag die Besorgung der Einkünfte des Amtes und die Ausübung der Rechtspflege in den früheren Klostergerichten. In Kriminalsachen hing das Amt durch das Landgericht Zollikofen von der Obrigkeit in Bern ab. Die Rechtspflege des Landvogts betraf also nur die niedrige Gerichtsbarkeit. Das Gebiet zählte vier Gerichte, darunter das Gericht Bütingen mit Scheunenberg und Janzenhaus. Als Unteramtsleute im Amt Frienisberg, «so myner gnädigen Herren und Oberen Ehrenfarb tragen» werden genannt für Bütingen: 1 Meier und 2 Weibel, vermutlich einer für das Dorf und der andere

für Scheunenberg und Janzenhaus. Die Einkünfte der Vogtei waren sehr bedeutend. Sie betrugen nach dem Urbar von 1528 jährlich 10'000 Franken. Die alte Landvogtei Frienisberg wurde 1803 dem Amtsbezirk Aarberg zugeteilt. Büetigen gelangte zur gleichen Zeit an das Amt Büren.

Neben Frienisberg kamen durch Schenkung und Kauf auch noch drei weitere Klöster zu Grundbesitz in unserem Dorfe, nämlich St. Urban (LU), Gottstatt und Frauenkappelen. In einem Auszug aus den Jahrzeitbüchern von Frauenkappelen und des Chorherrenstiftes in Bern sind alle Einkünfte für gestiftete Messen aufgeführt. Der Auszug wurde etwa um 1520 erstellt. Der Titel lautet: «Das jarzitbuch in der Statt Bern und Frouwen Cappelen, korngült und wingült, ouch wachs und ölgult, ouch pfenniggult uf den schupossen.»