Die Bevölkerung in früherer Zeit
Das 19. Jahrhundert ist gekennzeichnet durch die Fortdauer der Armut im Dorfe.
In den 1830er Jahren setzte die von der Gemeinde finanziell geförderte Auswanderung von Gemeindeangehörigen ein, über Nord- und Südamerika. aber auch nach Australien und Osteuropa. Durch den politischen Umschwung der Radikalen ergoss sich eine Flut neuartiger Verordnungen über das arme Gemeindlein. Die seit Jahrhunderten ehrenvoll bestandene Burgergemeinde ging in diesen Stürmen unter. Ihr Hab und Gut trat sie der von oben verordneten Einwohnergemeinde ab. Damit erloschen auch die Allmend- und Waldnutzungsrechte der alteingesessenen Burgergeschlechter. die zum Teil bis ins Spätmittelalter zurück nachweisbar sind. Als ihre Nachfahren sind in der Gemeinde heute noch vertreten die Burkhart , Jampen, Löffel, Niklaus (das verbreitetste Burgergeschlecht) und Züttel.
Anbruch der Moderne
Jahrhundertelang lag Müntschemier völlig abgelegen. Die alte Landstrasse von Bern nach Neuenburg führte über Treiten nördlich des Dorfes direkt nach Ins: dort zweigten Fahrwege zum Dorf ab,
In den 1850er Jahren wurde auf Initiative von Müntschemier die Strasse nach Kerzers erbaut, für die auch das Gemeindewerk als Steuerleistung eingesetzt wurde. Das Gemeindewerk - die Verpflichtung des einzelnen Gemeindeburgers, entschädigungslos öffentliche Arbeiten zu verrichten - lässt sich in Müntschemier weit zurückverfolgen. Vollends aber brachte die Eröffnung der Bern-Neuenburg-Bahn 1901 der Gemeinde einen mächtigen Impuls, der eine Neuorientierung der bisherigen wirtschaftlichen Beziehungen mit Neuenburg und Neuenstadt nach Bern zur Folge hatte.
Zu Beginn des Jahrhunderts fassten im bäuerlichen Müntschemier eine Zementwaren- und eine Uhrenfabrik Fuss. Anschliessend liess die Gemeinde eine moderne Wasserversorgung erstellen: damit verschwanden die zahlreichen alten Sodbrunnen. die je nach Standort 5 bis 15 m tief waren. Während des Ersten Weltkriegs ging es in der Landwirtschaft gut.