Aus alter Zeit

Johann Rudolf Gruner, Dekan zu Burgdorf im 18. Jahrhundert, schreibt über den Gottesdienst in Ligerz, er werde «allhier alternatim teutsch und französisch gehalten, weil die Zuhörer beinahe alle beyde Sprachen, aber eigentlich keine recht verstehen» Als Sprachgrenze galt damals der Twannbach, was in einer alten Chronik auf solche Weise erklärt wird: «Zu Kleinen Twann ist zu beobachten, dass die teutsche und welsche Sprach sich scheidet, denn ob dem Brügglin hinin wird welsch bis ans Mittelländisch Meer und hinauswerts Teutsch bis ans Baltische Meer gesprochen»

Wie es in der Ligerzer Kirche zu den zweisprachigen Predigten kam,erzählt folgende Überlieferung: Die Mutter des Pfarrherrn war Baslerin und hatte wenig Verständnis für die französischen Predigten ihres geistlichen Sohnes. Um ihr einen Gefallen zu tun, übersetzte dieser manchmal die vor seiner Gemeinde gehaltene Predigt in die deutsche Sprache und hielt sie nochmals, allein für seine Mutter, im Gotteshaus ab. Als dies bekannt wurde, kamen auch andere Dorfbewohner dazu und mit der Zeit hatten die deutschen Predigten mehr Zuhörer als die welschen.

Dies bewog den Pfarrer von da an zweisprachig zu predigen, zu was nach ihm alle Pfarrherren von Ligerz verpflichtet waren bis in die mitte des 19. Jahrhunderts.

Vor 1879 gehörte die Doppelgemeinde Tüscherz- Alfermée zur Pfarre Sutz, auf dem gegenüberliegenden Ufer des Sees. Man musste also im Ruderschiff «z'Predig». Bei schlechtem Wetter und hohem Wellengang verging den meisten Leuten die Lust dazu und sie verzichteten lieber auf die Überfahrt.

Der Pfarrer von Sutz beklagte sich von der Kanzel herab über den spärlichen Kirchenbesuch mit den Worten: « Die vo Sutz si nid viel nutz und vo Tüscherz-Alfermée han i scho lang niemer meh gseh.»