Gottstatt
Kirchgemeinde im Amtsbezirk Nidau, zu beiden Seiten des Aarekanals, die aus den 3 Burger. Und Einwohnergemeinden Orpund, Safneren und Scheuren besteht. Der Ort Gottstatt selbst besteht nur aus der Kirche, dem Pfarrhaus und den ehemaligen Klostergebäuden und liegt am linken Ufer des Kanals südlich vom Büttenberg.
Die Kirchgemeinde hat 1379 Einwohner.
Die Entfernung von Bern beträgt 7 ½ und von Nidau 1 ¼ Stunden
Gottstatt „Locus Die“ hat seinen Namen von dem Gotteshause Prämonstratenser- oder Norbertinerordens, das hier stand.
Die erste Stiftungsurkunde sagt folgendes:
Der Sohn Ulrichs IV. von Neuenburg, Graf Rudolf I. von Neuenburg-Nidau, schenkte mit Willen seiner Brüder, Heinrichs Propst zu Basel, Bertholds Herrn zu Strassburg und Ulrichs Herrn zu Aarberg, zwischen dem 25.März 1247 und dem 24.März 1248 zu seinem und der Seinen Seelenheile die Gottestätte (locus Die), die vor Alters Staldholz hiess, mit allen Zubehörden, die ihm von seinen Voreltern erbsweise zugefallen war, dem Prämonstratenser -Orden, damit dieser daselbst oder in der Nähe eine Abtei erbaue, die unter der Aufsicht des Klosters Weitzenau (Augia monir) bei Ravensburg, Diöcese Constanz stände. Um die neue Stiftung vor Armuth zu bewahren, dotirte Graf Rudolf sie gleich mi Kastvogtei und Patronatsrecht der Kirchen von Kappelen bei Aarberg und Bürglen (FRB II 283-285).Noch befindet sich auf dem Wege von Safneren nach den Bartholomähöfen in ziemlicher Höhe des Büttenberges ein Gehöfte, das den Namen Staldholz trägt. Hier muss die erste Anlage des Klosters gestanden haben. Auch Mauern sowie die Bezeichnung Klostermatte, die ein Grundstück dabei trägt, deuten darauf hin. Das Kloster scheint aber zu keiner gedeihlichen Blüthe gekommen zu sein und so wurde ein neuer Erlass des Stifters nothwendig.
So schenkte er denn im September 1255 mit Willen seiner Gemahlin Richenza und seines Sohnes Rudolf dem Prämonstratenorden die Gottesstätte, die früher Stadowe (Stadau) hiess, mit allen Zubehörden von Orpund bis Meienried. Die zu erbauenede Abtei sollte unter der Aufsicht von Bellelay stehen. Den Bau selbst sollten die Aebte WQilhelm von Lac de Joux, Heinrich von Bellelay und Stephan von St.Andreasbrunnen und der Stifter leiten (FRB II.401.
Diesmal hatte die Verfügung Erfolg; nicht vergebens hatte man die nächsten Klöster des gleichen Ordens zur Hülfe herangezogen. So blieben auch zahlreiche Vergabungen nicht aus. Bereits im November 1255 schenkte die Gräfin Getrud von Toggenburg zwei Güter zu Pieterlen (FRB II.405) Am 14.März 1258 schenkte Ulrich von Schwanden, Ritter, den Kirchensatz von Büttenberg mit der Vogtei (FRB II.471). Der Bischof von Lausanne bestätigte die Vergabung der drei Kirchensätze von Bürglen, Kappelen und Büttenberg an Gottstatt (FRB II.754)
Am 25.November 1289 vergabte Heinrich von Jegistorf, Ritter, zwei Eigenschupposen in Sutz, einen Theil des Sutzwaldes, zwei Häuser in Sutz, einen Acker bei Lattrigen und den Kirchensatz von Sutz (FRB III.479). Auf die Bitte des Grafen von Neuenburg bestätigte der Bischof Wilhelm von Lausanne die Vergabung (FRB IV. 21-22,29-30)
Am 12.August 1305 schenkte Graf Rudolf III. von Neuenburg-Nidau (der 1339 bei Laupen fiel) den Kirchensatz von Mett, was der Bischof Gerhard von Lausanne bestätigte. Ulrich von Kriegstetten, Chorherr von Solothurn, erhielt vom Grafen den Auftrag, die Abtei in ihren neuen Besitz einzuführen (FRB IV. 231-233, 261). Derselbe Ulrich von Kriegstetten und der Pfarrer Peter von Port waren im gleichen Jahre 1305 Schiedsrichter zwischen dem Kloster und der Gemeinde Orpund in Sachen des Eigenthumsrechts der Zihlinsel bei Orpund. Sie sprachen dem Kloster den Besitz zu (FRB IV.234)
Am 6.Juni 1336 schenkte Graf Jmer von Strassberg den Kirchensatz von Dotzigen und verkaufte die dazu gehördende Hofstatt zu Altreu vor der Brücke (FRB IV.290-292)
Am 13.Januar 1357 schenkte Graf Rudolf IV. von Neeuenburg-Nidau den Kirchensatz von Täuffelen nebst einem dazu gehörenden Acker ebendaselbst (Gottstattbuch I .613 im Berner Staatsarchiv, Solothurner Wochen Blatt 1830 S.372) Derselbe Rudolf IV. verordnete testamentarisch die Schenkung von Kastvogtei und Kirchensatz der zwei Leutkirchen von Arch und Selzach; täglich sollten die Conventualen für ihn eine Singmesse und ausserdem seine Jahreszeit halten. Seine Erben, Graf Rudolf von Kyburg (seiner Schwester Sohn) und sein Schwager, Graf Sigmund von Thierstein, vollstreckten das Testament am 30.September 1378 (Solothurner Wochenblatt 1815 S.595)
Nidau gehörte als Filiale von Bürglen zz Gottstatt, bis es 1482 von Bürglen getrennt und selbständig wurde. Also besass Gottstatt 8 Collaturen.
Güter hatte die Abtei in Sutz, Lattrigen, Täuffelen, Vinelz, Rugerol, Tessenberg, Alfermee, Vingelz, Biel, Nidau, Mett, Madretsch, Brügg, Safneren, Orpund, Büetigen, Dotzigen, Scheunen, Pieterlen, Wyler, Diesbach, Büren, Arch, Altreu. Jn Bern besass sie ein Haus an der Herren- von Aegerten-Gasse- Noch heisst in Vingelz ihr Haus das Gottstatterhaus. 1801 wurde es von der helvetischen Regierung verkauft.
1285 musste die Abtei für den Kreuzzugszehnten 40 Basler Schilling bezahlen. Damals gehörte sie in das Dekanat St. Jmer des Bisthums Lausanne. (FRB III.391) Dagegen erfreute sie sich besonderer Gnaden: Verschiedene Male (1295,1309,1314,1315) wurde allen, die Gottstatt besuchten, Ablass gewährt; 1314 besonders jenen, die am Neubau des Klosters mitgeholfen (FRB III.615, IV.362,613,624)
Gottstatt gehörte zur circaria Burgundiae des Prämonstratenser-Ordens. Die Kastvogtei gehörte den Grafen von Neuenburg-Nidau und nach deren Aussterben 1378 der Stadt Bern
1375 hatte das Kloster viel zu leiden von den Guglern, die über den Jura eingedrungen waren. Namentlich die Klöster wurden von ihnen heimgesucht, wie St.Urban und Fraubrunnen im Ober-Aargau, so auch Gottstatt (Jutzinger 143). Nach der Erwerbung der Landgrafschaften hatte der bernische Vogt zu Nidau die staatliche Aufsicht über das Kloster und seine Dörfer Orpund, Meienried und Büttenberg (Blösch 51)
Gegen das Ende des 15.Jahrhunderts herrschten wenig erbauliche Zustände im Kloster. Der Stadtschriber Thüring Fricker spottete über die „Aebtin“ von Gottstatt. Valerius Anshelm nerichtet (I.225), dass die Regierung aaber Ordung gemacht habe, Jmmerhin wurde das Kloster nicht wie so viele andere im Lande aufgehoben und dem neuen St.Vincenzenstift einverleibt, sondern blieb bis zur Reformation bestehen. Damals 1528 kamen die Herrschaftsrechte zur Vogtei Nidau (Blösch 60)
Es sind 22 Aebte von Gottstatt bekannt.
1528 wurde das Kloster säcularisirt. Die ihm gehörenden Kirchensätze kamen auch an Bern. Die Domänen verwaltete Conrad Schilling als erster obrigkeitlicher Schaffner bis 1538. Später wurde er reformierter Pfarrer von Twann. Jm Jahre 1738 bildete die Regierung aus Ihnen eine Landvogtei, die bis 1798 bestand. Der Vogt trug den Titel Schaffner. Bei der Säcularisation glaubten die Gotteshausleute aller Abgaben ledig zu sein und begingen allerhand Ausschreitungen, so dass die bernische Regierung sie bestrafen musste (Anshelm Mss. IV.294) Das durch die Säcularisation gewonnene Gebiet umfasste etwa 12 km2 (Blösch 70)
Von 1528 – 1798 walteten 50 Schaffner in Gottstatt.
Jn den Februar- und Märztagen des Jahres 1798 lag Gottstatt in der bernischen Vertheidigungslinie (E.v.Rodt, Geschichte d. bernischen Kriegswesens III.599,636) Schon der Hugenotte Graf de la Suze, der Erbauer der bernischen Schanzen, hatte 1614 die militärische Bedeutung der Lage erkannt (Hallers Bibliothek der Schweizergeschichte I Nr.779)
Jn der Helvetik wurde Gottstatt dem Distrikte Büren und 1803 wieder dem Amte Nidau zugetheilt.
Herr Samuel Gottlieb Zehender, geboren 13.Juli 1756, von 1789 bis zu seinem Tode, 16. November 1840, Pfarrer in Gottstatt, Kämmerer der Klasse Nidau 17.Mai 1815 und ihr Dekan vom 21.Juni 1824.1832, kaufte das alte Kloster-, dann Schlossgebäude, um darin eine Erziehungsanstalt zu errichten. Dieselbe, auch im Auslande vortheilhaft bekannt, bestand von 1802 – 1834. Herr Zehender war auch ein vortrefflicher Baumzüchter; die herrlichen Obstgärten des Schlossgutes sind sein Werk. (Ueber Pfarrer Zehender siehe: Neuer Nekrolog der Deutschen (1840) II 1063-1066. Berner Taschenbuch 1853, S.320)
Ein neuenburgischer Arzt, Herr Bovet, kaufte darnach die Besitzung, um sie aber 1873 bereits wieder an die Burgergemeinde Biel zu veräussern, die aus dem alten Kloster eine Pfründeranstalt und aus dem Kornhaus ein Waisenhaus machte.
Jn Gottstatt liess sich Graf Rudolf von Neuenburg-Nidau, der Stifter der Abtei, bestatten und seinem Beispiel folgten verschiedene der Seinen (FRB IV.22)
Die hauptsächlichen Geschlechter des Dorfes sind Schneeberger und Antener
Etymologisch
Gottstatt, <Gottes Stätte>, Übersetzung aus dem lateinischen Locus Die. Graf Rudolf I von Neuenburg-Nidau gründete die Prämonstratenserabtei Giottstatt als gräflich-nidauisches Hauskloster um 1247 vorerst vergeblich. Nach dem zweiten Stiftungserlass 1255 begann der Klosterbau (HBLS III, 615 f.)