Diessbach bei Büren

Diespah 1244, Diezbach 1334, Tiesbach 1345 oder Unter-Diessbach zum Unterschied von Ober-Diessbach bei Thun.

Dorf und Kirchgemeinde im Amtsbezirk Büren, an der Strasse von Schüpfen nach Büren 4 ¾ Stunden von Bern und 5 ¼ Stunden vom Amtssitze entfernt.

Das Dorf hat 648 Einwohner in 102 Häusern, mit den Häusern Angel und Eichi bildet es die Einwohnergemeinde Diessbach (737 Einwohner in 116 Häusern). Die Kirchgemeinde besteht aus den Einwohnergemeinden Diessbach, Büetigen, Busswyl und Dotzigen und hat 1737 Einwohner.

Jn der Umgebung sind römische Spuren; der 40 Fuss hohe Hügel auf der Allmend mag aus der römischen Zeit stammen (G. de Bonstetten:Carte du Canton de Berne, p. 14)

Diessbach gehörte wie Büren zu der Herrschaft Strassberg und erlebte dieselben Schicksale. Von den Herren von Strassberg gelangte es an die Neuenburg-Nidau und als der letzte derselben im Guglerkrieg gefallen war, erbte seine Schwester Anna, Gräfin von Kyburg, Büren und Nidau, musste sie aber an Oesterreich verkaufen. Die Herzoge verpfändeten dem Jngelram von Couch Büren und andern Besitz, um ihn gegen die Eidgenossen zu gewinnen. Aber der Krieg fiel unglücklich für sie aus. Couch verlor Büren und Nidau an Bern 1388 ( siehe die Artikel Büren und Nidau), nur was von der Herrschaft Büren auf dem linken Aarufer lag, kam an Solothurn. Diessbach blieb bei der Herrschaft Büren.

1244 muss das Dorf schon bestanden haben, denn in diesem Jahre tritt ein Ulrich Leutpriester von Diessbach auf (FRB II 255). Besonders wird ein Hof zu Diessbach genannt, der den Herren von Strassberg gehörte (FRB  III.539. IV.767). Um 1345 trug ihn Graf Jmer von Strassberg vom Bisthum Basel zu Lehen (Trouillat III.565)

Jn Folge Vergabung Werner Münzers des Jüngern von Bern von 1318, der sich eine Jahreszeit stiftete, hatte auch das Teutschordenshaus zu Bern Besitz in Nösten in der Pfarre Diessbach (FRB V.2)

Besitz im Dorfe hatte ferner das Kloster Gottstatt, indem 1328 Johannes Christen von Diessbach ihm neun Jucharten seines dortigen Eigengutes um 15 Pfunde Denare verkaaufte. Die Jucharten lagen, wo es zen Altegerten , zem Muracker, zem Betacker, zem Ambtzinger, zer Kurzi, zem Krommen, in obren Matten, zem langen Bome, manmatte in der Gassen hiess (FRB V.651 – 652) 1676 bezog das Jnselspital in Bern einige Bodenzinze aus Diessbach von Walthard Schnyder und Durs Bratschi (Bodenzins- und Zehnten Urbar von 1676 s. 239. 257 im Archiv des Jnselspitals)

Als Herzog Leopold von Oesterreich 1318 Solothurn belagerte, kamen ihm auch die Freiburger zu Hülfe, welche das ganze Gelände um Büren fürchterlich heimsuchten. Fünf Jahre später verzichteten aber die Kirchherren und Vicare von Lengnau, Grenchen, Diessbach, Oberwyl, Dotzigen, Rüthi, Arch, Selzach auf Schadenersatz (FRB V.93.335-336). Dabei wird als Rector der Kirche von Diessbach ein Petrus genannt. Ein Leutpriester von Dyeszbach Namens Jakob hatte in Fraubrunnen am 10.März seine Jahrzeit (Amiet, Regesten Nr. 634)

Merkwürdigerweise wird 1275 unter den für den Kreuzzugszehnten besteuerten Pfarreien des Dekanats Wengen, Bisthums Constanz, Diessbach nicht genannt.

Der Kirchensatz, gewiss eine Strassbergische Stiftung, kam an den Bischof von Basel. Von ihm trug ihn Graf Rudolf IV. von Neuenburg-Nidau zu Lehen. 1367 gab er ihn nebst vielen Andern dem Bischof auf und rhielt ihn für sich und seine Erben, seiner Schwester Söhne, die Grafen von Thierstein und Kyburg zurück. Dabei wird auch der Hof und Kirchensatz von Diessbach genannt, den damals Grans von Solothurn (als Afterlehen) inne hatte. (Solothurner Wochen -Blatt 1826 S.51 ff- Trouillat IV. 2412)

Als Lehen von Basel kam der Kirchensatz an die Edlen von Spiegelberg. Anna, des Jmer von Spiegelberg und der Anna von Grasburg Tochter, brachte ihn ihrem Gemahle zu, dem Schultheissen Ulrich von Erlach von Bern, Sohn Burkharts und der Margaritha Rich. Sie beide bauten und dotirten um 1440 in der St.Ursenkirche zu Solothurn eine Kapelle. Zu ihrem und der ihrigen Seelenheil vergabte Anna den Kirchensatz von Diessbach auch an das St.Ursenstift (F.v.Mülinen, Geistliche des deutschen Kantons Bern 356. Amiet, das St.Ursus Pfarrstift 401.514. Urkundio I. 486,487) Nach Anna’s Tode verwandte Ulrich von Erlach die Hälfte ihrer hinterlassenen Güter zur Stiftung ewiger Messen zu Thorberg und in St. Ursen und zu andern Vergabungen (F.v.Mülinen , genealogische Fundgrube V.65)

Bei dem St.Ursenstift verblieb der Kirchensatz bis zum 26.Juni 1539, wo er tauschweise an Bern kam (Bern. Staatsarchiv, Solothurn Buch I. 264-265)

Die Kirche, unserer Lieben Frau geweiht, ist in neuer Zeit ganz modern umgebaut worden. Aus einer Zeichnung von 1823 ist allerdings zu ersehen, dass sie damals ein alter und wohl nicht sehr heller Raum gewesen ist. Auch der Thurm, in Dachreiterform mit gekuppelten (?) Rundbogenfenstern, hat einem neuen spitzgedachten Bau Platz gemacht.

Die Kirche bietet jetzt gar keine Alterthümer mehr. Von den drei Glocken stammt eine aus der Zofingergiesserei der Gebrüder Sutermeister 1767; die beiden andern aus der Giesserei Rüetschi in Aarau 1869. Eine ältere ist in das Schulhaus übertragen worden; sie hat die Jahrzahl 1503, gothische Minuskelschrift und die Bilder der Maria Himmelskönigin und Christi das Kreuz tragend (Rüscheler28)

Alte Ortsbezeichnungen des Dorfes finden sich in zwei Urkunden von 1334 und 1339 (FRB VI 94, 471) wo Johannes von Hannenbühl, Bruger zu Bern , an Greda, Wittwe Heinrichs von Seedorf, Burgers zu Bern und deren Kinder 7 Jucharten und die Wiese Hiltenmatta zu Diezbach und darnach seine Wittwe Jta der genannten Greda um 9 Pfund Denare 5 Jucharten zu Diessbach, nämlich beim Grossenstein, Regerzmes, zem Krützweg, zer Leberstrasse und Martinsgeren verkaufte.

Es ist wohl nicht ohne Grund vermuthet worden, dass das bernische Geschlecht von Diessbach aus dem eeländischen Dorfe stammt. Da auch aus Diessbach bei Thun ein gleichnamiges Geschlecht kam, ist es schwer, die Mitglieder Beider auseinanderzuhalten.

Erwiesener Stammvater des bekannten Geschlechts ist Niklaus, der in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts durch Handel zu grossem Reichthum gelangte. Von Kaiser Sigismund erhielt er am 11.April 1434 einen Wappenbrief, wodurch sein Haus rittermässig wurde. Er kaufte die Herrschaft Diessenberg, deren Wappen , wenig verändert, ihm verliehen wurde. 1422 war er des Raths zu Bern.

Er ist der Grossvater des Schultheissen Niklaus. Derselbe ist ohne Zweifel der grösste Mann seines Geschlechts, vielleicht der weitdenkendste genialste Berner. Bekannt ist er durch seine entschiedene Haltung im Twingherrenstreit; besonders trat er im Beginn des offenbar von ihm gewünschten und beschleunigten Burgunderkrieges hervor. Er riss Bern und die übrigen Orte mit sich fort; sein Ziel mag die Erwerbung der Freigrafschaft gewesen sein. Aber er starb bereits 1475, im Lager vor Blamont und nach dem Krieger wollten sich die übrigen Orte Berns Hegemonie nicht mehrt gefallen lassen.

Sein Vetter Wilhelm und dessen Neffe Sebastian bekleideten ebenfalls das Schultheissenamt; auch zahlreiche andere des Geschlechtes stiegen zu hohen Würden empor. 70 wurden der Burgeren, von diesen wurden 37 Landvögte, 24 des kleinen Raths, 4 Seckelmeister und Venner; sie gehörten in die Zahl der sechs Adelsgeschlechter, denen nach Schultheissen und Vennern der Vorsitz im Rathe zukam.

Um des Glaubens Willen verliess in der Reformation Sebastians Bruder Hans Rochus Bern und Liess sich in Freiburg nieder, wo seine Nachkommen zu nicht geringerm Ansehen gelangten; drei wurden daselbst Schultheissen.

Geschlechter in Diessbach:
Furrer, Hänni (Häni),Moser, Mon, Schaller, Schmied, Schneider, Stoll, Studer, Zingg. Von der nach dem Staate Missouri in Nordamerika ausgewanderten Familie Schneider wurden Abschiedslieder veröffentlicht, Bern bei Jenni 1837. – Schnyder sind 1848 in Bern auf Pfistern Burger geworden.

Feuersbrünste suchten den Ort heim am 18.Juni 1571, am 24.Mai 1731, wo sechs Personen um’s Leben kamen und am 12.Oktober 1811 (monatliche Nachrichten 1811 s 117)

Jn den nahen Eichenwäldern wird zu Matratzen viel Lische gesammelt und in den Handel gebracht (Jakob, Geographie des Kantons Bern, s.48)

Bekanntes Wirtshaus: Storchen.

Eine Abbildung von Kirche und Pfarrhaus befindet sich in der Sammlung: Die Pfarrhäuser des Kantons Bern 1824 von Weibel gezeichnet.

Etymologisch: bedeutet rauschender Bach von althochdeutsch diozan, mittelhochdeutsch diuzen, tosen, dröhnen; oder Personenname oder Patronymicum Diez,Dietrich ?

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