Daten Bieler Industrie- und Gewerbebetriebe ( 1952)

1. Vereinigte Drahtwerke: 1634 Drahtzug Bözingen gegründet durch Dr. Ludwig Scharandi, Stadtarzt in Solothurn; 1662 käuflich erworben durch Andreas Grosjean in Biel; nach verschiedenen weiteren Handänderungen seit 1815 im Besitz der Familien Neuhaus, Penserot, Blösch und Schwab. 1852 auf dem Brühl in Biel Drahtzug mit Stiftenmacherei gegründet durch Constant Montandon. Von 1890 an bedeutende Entwicklung dieser Unternehmung unter der Leitung von Jules Schneider-Montandon (gest. 1916). 1914 Fusion der Werke Bözingen und Biel zur Firma «Vereinigte Drahtwerke AG.», mit 2,5 Millionen Aktienkapital.

Bemerkung: Die Drahtseile zur großen Hängebrücke in Freiburg, erbaut 1834, durch den Drahtzug Bözingen geliefert.

2. Indiennefabrik: 1747 gegründet, im Pasquart (am linken Ufer der Pasquart-Schüß, gegenüber dem Museum Schwab), seit 1784 im Besitz der Familien Verdan, Neuhaus und Huber; in ihrer Blütezeit (1808) über 900 Personen beschäftigend (Kinder inbegriffen und ebenfalls hausindustriell und in Delsberg beschäftigte Arbeiter und Arbeiterinnen). Im Jahr 1840 jedoch nur noch 143 beschäftigte Personen; im Jahr 1842 sodann endgültig eingegangen.

3. Baumwollspinnerei und -weberei: 1825 durch Neuhaus und Huber in der Gurzelen gegründet; 1828 schon 280 Arbeiter beschäftigt (75 Männer, 83 Frauen und 122 Kinder); 1846 an die 300 Arbeiter

Fr. 60 000.- Jahreslöhne ausbezahlt, also pro Arbeiter (inbegriffen Kinder) durchschnittlich Fr. 200 im Jahr. jedoch immer mehr Mühe, der Konkurrenz des Auslandes wirksam zu begegnen, und im Jahr 1880 das Unternehmen geschlossen.  1882 die Gebäude durch die Gebr. Brandt zum Preise von Fr. 250 000.- erworben und in ihnen die Uhrenfabrik «Omega» eröffnet.

4. Seifenfabrik Schnyder: 1840 durch Konrad Schnyder in den alten Gebäuden der heutigen Färberei Fischer an der Juravorstadt eröffnet. 1868 nach ihrem heutigen Standort in Madretsch verlegt und bedeutend erweitert.

5. Uhrenindustrie: 1842 (nach früheren vorübergehenden, vergeblichen Versuchen) durch Ernst Schüler eingeführt: Uhrenwerkstatt mit 14 Arbeitern, zuerst nur Wand und Tischuhren, von 1844 an jedoch Taschenuhren hergestellt. 1844 Beschluß der Gemeinde, neu zugezogenen Uhrmachern Vergünstigungen zu gewähren. 1846 in Biel 150, 1850 schon 400-500 Uhrmacher ansässig. 1867 in Biel 45 Uhrenfabrikanten und 910 Uhrenarbeiter, 1873 schon 75 Uhrenfabrikanten. und 1500 Arbeiter niedergelassen, und 1889 in Biel und nächster Umgebung in 269 Uhrenateliers und -fabriken rund 3100 Arbeiter beschäftigt; 1939 einzig in Biel rund 5800 Arbeiter in der Uhrenbranche tätig.

Anmerkung: Schon lange vor 1842 vorübergehend Uhrmacher in Biel ansässig: Als solcher erstmals 1718 ein gewisser Samuel Rengger erwähnt (in einem Prozeß gegen einen Uhrmacher in Neuenstadt). Besonders aber zu vermerken Simon Pierre Houriet, 1772 in Biel niedergelassen, 1783 vom Rat ermächtigt, eine Uhrenfabrik zu gründen; 1798 in Biel rund 100 Uhrmacher, 1800 noch 84 und 1812 nur noch 41 !

6. Tabak- und Zigarrenfahrikation: 1843 in Biel eingeführt durch Becker, Moser und Schüler (zum Trocknen der Tabakblätter hölzerner Aufbau auf dem Muttiturm). Um 1880 drei Betriebe, 1889 nur noch zwei mit 174 beschäftigten Personen. Um 1915 Fabrikation größtenteils aufgegeben; an ihrer Stelle seither Engroshandel mit Tabakfabrikaten.

7. Bieler Buchdruckereien: a) Ehemalige, nicht mehr bestehende Druckereien: 1. Erste Bieler Buchdrucherei, 1734 gegründet durch Johann Christoph Heilmann, im Haus Schrniedengasse 2 (heute «Merkur»-Laden), 1773-1788 von seinem Sohne Niklaus Heilmann betrieben, alsdann wohl eingegangen. 2. Druckerei  J. F. Hugi, 1778 gegründet, aber von ganz kurzem Bestand. 3. Druckerei E. Schüler, Dr. Schneider und Aug. Weingart, 1835 gegründet, 1836 von Dr. Schneider und Weingart weitergeführt, 1841 von Weingart nach Bern verlegt. 4. Druckerei A. Hofmann, gegründet 1843, und 5. Druckerei  M. Benz, gegründet 1848, die beiden letztgenannten von ganz kurzer Dauer. - b) Die ältesten heute bestehenden Bieler Druckereien: 1. Graphische Anstalt Schüler AG., gegründet durch Ernst Schüler, erstmals 1835 (s. unter a, 8.), endgültig 1852 (Zeitung: «Schweizer Handels-Courier», 1911 eingegangen). 2.Buchdruckerei Gassmann, gegründet 1850 durch Franz Joseph Gassmann (Zeitung: «Seeländer Bote»/«Bieler Tagblatt»). 3. Buchdruckerei Andres AG., gegründet 1890 durch Johann Emil Andres (Zeitung: «Expreß»).

8. Pianofalbrik Burger & Jacobi: 1872 in Burgdorf gegründet, seit 1876 jedoch in Biel niedergelassen, und zwar 1876-1882 im Pasquart, am linken Ufer der Pasquart-Schüß, gegenüber dem Museum Schwab, heute Schüßpromenade 22, seit 1882 am gegenwärtigen Standort in Biel-Madretsch. Zur Zeit die Pianos Burger 8c Jacobi wohl führende Marke der Schweiz.

9. Fahrradfabrik «Cosmos»: 1894 in Biel-Madretsch gegründet durch Ingenieur Theodor Schild aus Grenchen, von 1899 an weitergeführt durch seine Brüder Bruno und Arthur Schild. 1923 umgewandelt in eine Aktiengesellschaft unter dem Firmenamen: «Velosfabrik Cosmos B. Schild & Cie. AG.».

10. Schreibbücherfabrik «Biella»: 1900 durch Alexander Knuchel gegründet. Heute wohl in dieser Branche die bedeutendste Unternehmung der Schweiz.

11. Automobilfabrik «General Motors»: 1935-1936 das erste Hauptgebäude durch die Gemeinde Biel erbaut und der Gesellschaft pachtweise zur Verfügung gestellt. 1947 das Gebäude samt demumfangreichen Terrain durch die «General Motors» von der Gemeinde Biel käuflich erworben. 1950/51 bedeutende Erweiterung der Unternehmung,  1952 Erwerbung weiteren Gemeindeterrains durch die Gesellschaft.