Reisläuferei und sittliche Verwahrlosung - Staatliche Zerrüttung
Der überwältigende äußere Sieg schlug im Innern in eine Niederlage um. Das auf den Schlachtfeldern von Grandson und Murten gewonnene Gold erregte ungemessene Begierden und beherrschte Hohe und Niedrige. Von der Käuflichkeit der Regierenden und der wilden Kriegslust der Jungmannschaft drohten dem schweizerischen Volks- und Staatsleben ernste Gefahren. Selbst die öffentliche Sicherheit litt darunter. Überfall, Raub und Totschlag waren alltäglich geworden.
Das überhandnehmende zügellose Reislaufen, die grobe Mißachtung obrigkeitlicher Gebote und Verbote, die Lockerung aller herkömmlichen Ordnung und eine unerhörte Verwilderung der Sitten schlug auch in Biel trübe Wellen und machte den Obern zu schaffen. Aber wie sollten sie, die selber nach Pensionen gierten und dafür Leute und Ehre den fremden Fürsten verkauften, den armen Soldknechten verwehren, ihre Spieße dahin zu tragen, wo Lohn und Beute winkten? Die unholden, im Töten, Plündern und Sengen geübten Gesellen kannten im eroberten Lande kein Erbarmen und wüteten umso schonungsloser, als die Kirche schließlich für jede erdenkliche Gewalt- und Schandtat um nicht zu hohes Entgelt Sündenvergebung feilhielt.
An der Burgunderbeute hat die Eidgenossenschaft nicht allein ihre alte Einfachheit eingebüßt; die Anzeichen des Niedergangs machten sich auch bemerkbar in der Bildung abgeschlossener Stände, die sich der politischen Führung des Landes bemächtigten und das gemeine Volk davon fernhielten.Die Volksbefragungen wurden seltener und fielen mit der Zeit ganz weg. Die verhängnisvolle Scheidung in Herrschende und Untertanen nahm ihren Anfang.