Biel wird nach dem Burgunderkrieg 1474-1477 zugewandter Ort

In das Ränkespiel, das zwischen dem führenden Manne Berns, dem Schultheißen Niklaus von Diesbach, und dem französischen König Ludwig XI. gesponnen wurde, um die Eidgenossen in den Krieg mit dem gefürchteten Burgunder Herzog Karl dem Kühnen zu manövrieren, waren die Bieler natürlich nicht eingeweiht. Wie gewohnt von Bern zum Aufbruch gemahnt, fochten sie, angeführt vom Venner Peter Göuffi, in den Schlachten des Burgunderkrieges mit, und ein Abglanz des Kriegsruhms der Schweizer, von dem Europa widerhallte, fiel auch auf sie.

In Anerkennung der in dieser Zeit äußerster Gefahr den Eidgenossen geleisteten treuen und selbstlosen Hilfe galt von nun an Biel mit seinem Bannergebiete, wenn auch nicht als Bundesglied, so doch als zugewandter Ort der Eidgenossenschaft, beschickte die Tagsatzung und nahm teil an den eidgenössischen Angelegenheiten, den rühmlichen und unrühmlichen. So standen die Bieler im Schwabenkrieg, wo feindliche Söldnerhaufen auch das Münstertal verwüsteten, wieder unausgesetzt unter den Waffen, sei es, um die eigenen Grenzen zu decken, sei es bei den eidgenössischen Truppen, und halfen, die tatsächliche Unabhängigkeit der Eidgenossenschaft vom Reiche zu erkämpfen. In den Schreiben der eidgenössischen Orte hießen nunmehr Meier und Rat von Biel «Ehrsame, weise, sondergute Freunde und getreue Eidgenossen» oder noch umständlicher und bombastischer «Fromme, fürsichtige, weise, sondergute Freunde und getreue, liebe Eidgenossen». Der Bund bestand jedoch nach wie vor bloß mit den drei Städten Bern, Freiburg und Solothurn; nur mittelbar, durch sie, galt Biel als mit der ganzen Eidgenossenschaft verbündet.

Seit Beginn des 16.Jahrhunderts erscheint Biel wie andere Zugewandte in den Verträgen mit dem Ausland als Mitkontrahent und nimmt später insofern eine Vorzugsstellung ein, als es gleich den dreizehn regierenden Orten den ständigen Beisitz in der Tagsatzung erlangte, obwohl nur mit beratender Stimme.

Trotzdem führten Anläufe, sich der Landeshoheit des Fürstbischofs gänzlich zu entledigen und als eidgenössischer Stand in den Bund aufgenommen zu werden, nicht zum Ziele, weil Unstetigkeit, innerer Hader und Krämergeist die gebotene Vereinigung und Anspannung der Kräfte verhinderten.Die Bürgerschaft wurde das Opfer ihrer eigenen Uneinigkeit. Zudem stand die Stadt zu sehr im Schatten Berns, um im Kreise der Eidgenossen nicht vorzüglich in ihrem Abhängigkeitsverhältnis von dem übermächtigen Bundesgenossen betrachtet und gewertet zu werden. Gerade dieser aber zeigte sich abgeneigt: Bern war Biel so weit zugetan, als es davon Vorteil zog; es mußte gewärtigen, daß Biel als vollberechtigter Ort sich weniger fügsam erweisen möchte.