Wiederaufnahme der Bündnispolitik - Kriegsläufe
Dem widerstrebenden Landesherrn zum Trotz nahm Biel die durch den Brand unterbrochene Bündnispolitik wieder auf. Mit den Städten Bern, Freiburg und Solothurn wurden die alten Bünde, worin man sich gegenseitig bei allen Rechten, Freiheiten und Besitzungen zu schützen und zu schirmen versprach, neu beschweren. Diese Schutz- und Trutzbündnisse hatten natürlich ihre zwei Seiten. Mehrmals wurde Biel durch seine Freundschafts- und Burgrechtsverhältnisse in fremde Händel verwickelt. So sehr auch das von großen Adeligen, zum Beispiel den Grafen von Neuenburg und von Aarberg, nachgesuchte Burgrecht das Ansehen der Stadt hob, so bereitete es ihr doch häufig genug Ungelegenheiten; denn nur zu oft lebten die Herren in Unfrieden und Feindschaft unter sich, mit den Städten oder mit ihren eigenen Leuten, wobei bald in Bern, bald in Biel Rat und Hilfe gesucht wurde. Bei solchen Streitigkeiten war der Bieler Meier Rudolf Hofmeister ein berufener Vermittler.
Von den Verbündeten Städten war es besonders Bern, das die Bundespflichten ansprach und in Biel williges Gehör fand. Bei der Eroberung des Aargaus im Jahre 1415 leisteten die Bieler Bern den verlangten Zuzug. Dafür wurden sie mit 1000 Gulden belohnt, während Bern das eroberte Gebiet in Besitz nahm. An dem 1419 durch die Walliser Wirren veranlaßten Zuge über die Grimsel beteiligte sich auch ein Aufgebot von Bielern, obwohl der Bischof es nicht gern sah. Wiederum auf die Mahnung Berns stellte Biel seinen Auszug in dem unglückseligen Krieg gegen Zürich ins Feld, und Bieler wohnten auch der schauerlichen Hinrichtung der Besatzung von Greifensee bei.
Die Ankunft der Armagnaken vor Basel und die Nachricht von der blutigen Niederlage bei St. Jakob an der Birs (1444) verbreitete überall Bestürzung. In Biel und in den zu seinem Bannergebiet gehörenden Gemeinden erging der Befehl, sich bereitzuhalten, erwartete man doch, daß der furchtbare Feind über die Jurapässe hereinbrechen würde. Der zwischen dem von der schier übermenschlichen Tapferkeit des Gegners erschütterten Dauphin und den Eidgenossen abgeschlossene Friede und der Abzug der Franzosen ließen Stadt und Land aufatmen. Der glorreiche Untergang der todesmutigen Streiter von St. Jakob hatte die Wirkung eines Sieges und bewies, daß man eine Schlacht verlieren und doch als Sieger daraus hervorgehen kann. Öfters geschah den Eidgenossen das Umgekehrte.
Um die durch die fortgesetzten Feldzüge verursachten Kosten zu decken, war Biel, wie schon an anderer Stelle dargetan, wiederholt genötigt, zu außerordentlichen Steuern zu greifen. Man fing an, der Unternehmungen, die der Stadt nichts einbrachten, überdrüssig zu werden. Als deshalb im Krieg zwischen Bern und Freiburg beide Teile von Biel Beistand forderten, entzog es sich unter Berufung darauf, daß es mit beiden Städten im Bunde stehe. Die Absage wurde in Bern, wo man Biel schon lange die Rolle eines getreuen Schildknappen zugewiesen hatte, übel aufgenommen. Wenige Jahre später jedoch finden wir die Bieler ohne ersichtlichen Grund wieder im Gefolge des von Bern selbst nur widerwillig und auf vieles Bitten der Eidgenossen unternommenen Zuges in den Thurgau, und ebenso, als es ausrückte zum Schutze von Schaffhausen und Mühlhausen.