Bannerstreit mit Neuenstadt
In der wiedererstandenen Stadt saß ein anderes Geschlecht. Im Rat war das Übergewicht von den Edelleuten auf die in den verschiedenen Zünften organisierten Handwerker übergegangen. Das zurückgekehrte Selbstvertrauen trieb zu neuem Handeln, aber ohne den früheren Schwung; es war eine für den Tag berechnete Politik ohne hohe Ziele. Vor allem trachtete man, wieder die Rechte zu erlangen, die man im St. Immertal, zu Neuenstadt und auf dem Tessenberg verloren hatte, weil sie von Jean de Vienne auf Neuenstadt übertragen worden waren. Gegen dessen Bewohner hegten die Bieler einen besondern Groll, weil sie sich bei der Zerstörung der Stadt 1367 als arge Plünderer benommen hatten.Vor allem aber wegen des Bannerrechts, das heißt der Befugnis, die waffenfähige Mannschaft aufzubieten, waren die beiden Städte heftig aneinandergeraten, bis das noch in andere Händel verstrickte und arg bedrängte, von König Wenzel sogar in Acht erklärte Biel sich zum Einlenken bewogen sah. Meier, Räte und Bürger beider Städte kamen im Jahre 1395 überein, diese burgrechtsweise zu verbinden und sich gegenseitig zu raten und zu helfen, zu schützen und zu schirmen, als ob beide Städte nur eine Stadt wären – eine ebenso kühne als bildkräftig ausgedrückte Abrede. Über die strittigen Rechte verglich man sich derart, daß das Bannerrecht über die Leute auf dem Tessenberg bei Neuenstadt blieb, wogegen die Leute diesseits der Pierre Pertuis altem Herkommen gemäß unter dem Banner der Stadt Biel ziehen sollten.