Der Umschwung im Mai 1850
Die wachsende, aus versehiedenen Quellen genährte Unzufriedenheit des Berner Volkes mit dem «Freischarenregiment» erzeugte schließlich eine starke Gegenströmung. Unter der Leitung von Altlandammann Bloesch sammelte sich eine neue konservative Partei. Als die erste vierjährige Amtsdauer der radikalen Räte ihrem Ende entgegenging, hielten beide Parteien Heerschau. Sie traten am gleichen Tag und zu gleicher Stunde in Münsingen zusammen, die Konservativen auf der «Leuenmatte», die Radikalen auf der «Bärenmatte ». Biel war an beiden Versammlungen mit starken Aufgeboten vertreten. Denkwürdig bleibt der ruhige und ungestörte Verlauf der nur durch einen schmalen Heckenweg getrennten Versammlungen.
Nach einem erbittert unter den Parolen: Hie Stämpfli ! Hie Bloesch! geführten Wahlkampf obsiegten mit kleiner Mehrheit die Anhänger Bloeschs. In dem durch die beiderseits entfachte wilde Propaganda aufgewühlten Biel, bisher einer Hochburg des Radikalismus, gelangten schiedlich, aber keineswegs friedlich, ein konservativer und ein radikaler Vertreter in den Rat. «Es war eine sehr ungemütliche Zeit », klagte der Chronist.
Der neue Große Rat huldigte derselben unduldsamen Ausschließlichkeit wie sein Vorgänger und war unklug genug, die Regierung aus lauter konservativen Häuptern zu bestellen. Desgleichen wurde der radikale Regierungsstatthalter Schöni in Biel durch den konservativen David Schwab ersetzt. Ein von Anhängern Schönis hervorgerufener Tumult begleitete den Amtsantritt seines Nachfolgers.