Politischer Tiefstand
Auf welchem Tiefstand sich das politische Leben und Treiben der Stadt Biel in jenen Tagen bewegte, offenbaren uns zwei Vorfälle, die wir der Chronik von Gustav Bloesch entnehmen. Beide Räte waren zusammengetreten, um über die Frage zu entscheiden, ob die Stadt auch für den Fall der Annahme der neuen Staatsverfassung an den ihr im Vereinigungsvertrag zugesicherten Sonderrechten festhalten und dies in einer nochmaligen Rechtsverwahrung an den Verfassungsrat bekräftigen solle. Die Meinungen waren geteilt. Die unbedingten Anhänger einer neuen Staatsverfassung waren dagegen, doch die große Mehrheit des Rates sprach sich für die Eingabe aus, der auf der Lauer stehende Schuhmacher Weber - sein vorlautes und gewalttätiges Wesen hatte ihm den Spitznamen «Revolutionsweibel›› eingebracht hatte vorher eine Anzahl Kumpane in der Nähe des Rathauses versammelt und Stöcke und Munifiesel an sie ausgeteilt zum Zwecke, den Rat gewaltsam auseinanderzutreiben, wenn er eine solche Eingabe an den Verfassungsrat beschließe. Voll Wut über den Verlauf der Beratungen stürzte Weber hinaus, um seine Rotte zu holen. Doch da war unter den Helden Zwietracht ausgebrochen und die tapfern Munifiesler in Gefahr, die Prügel unter sich zu gebrauchen. Mehrere waren auch, des Wartens müde, in den umliegenden Wirtschaften verschwunden und ließen sich nicht mehr sehen. Der Schuster kehrte allein in den Ratsaal zurück, sein Gerede half nichts, und als er in sein übliches Geschimpfe verfiel, wurde er vor die Türe gestellt.
Nicht lange nach diesem beschämenden Auftritt begab es sich, daß sich die wahlfähigen Bürger in der Kirche zusammenfanden, um die 28 Wahlmänner zu bestimmen, die dann die zwei auf Biel entfallenden Großräte zu wählen hatten. Nur mit Mühe konnte eine Schlägerei verhindert werden.Der betrunkene Revolutionsweibel Weber torkelte fortwährend in der Kirche herum und versuchte sogar den Präsidenten der Versammlung an der Ausübung seines Amtes zu verhindern. Trotzdem fielen noch 82 Stimmen dem Trunkenbold zu, während der mit der höchsten Stimmenzahl gewählteCharles Neuhaus 163 Stimmen auf sich vereinigte.