Biel während der Regeneration
Der laute Widerhall, den die französische Julirevolution in der Schweiz auslöste, verkündete den alten aristokratischen Obrigkeiten, daß ihre Zeit um und das allmählich zu politischem Bewußtsein erwachte Volk entschlossen sei, selbst über die Geschicke des Staates zu bestimmen.
Welchen Eindruck die Vorgänge in Frankreich auf freigesinnte Kreise machten, mit welchen Gefühlen sie aufgenommen wurden, lassen uns die Worte nachempfinden, mit denen Landamann Eduard Bloesch in seinen Erinnerungen der Ereignisse gedachte: «Der kleinste Zug dieser glorreichen Revolution wurde begierig aufgefaßt. Aus jedem neuen Beispiel von Heroismus und Edelmut schöpfte man frische Hoffnung für sich selbst. Die Sonne, die über Frankreich aufging, mußte auch uns neues Leben bringen; dies fühlte jeder, nicht bloß in der Stadt, sondern auch auf dem Lande» Das ausschließliche Patrizierregiment, das jede freiheitliche Regung zu ersticken trachtete und jedem noch so schüchternen Verlangen nach einem Mitspracherecht des Volkes an der Staatsleitung schroff entgegentrat, hatte sich die Seele des Volkes entfremdet, unter der Decke trügerischer Ruhe schlich die Unzufriedenheit und wuchs der Groll. In der Spannung, die über den Gemütern lag, wirkte die Julirevolution wie ein Trompetensignal zum Angriff.