Übergangszeit

Eine provisorische Regierung und ihre Widersacher

In der sich selbst überlassenen Stadt nahm vorläufig eine hauptsächlich aus Mitgliedern der ehemaligen Obrigkeit gebildete provisorische Regierung die Geschäfte an die Hand, was einer Absage an Frankreich gleichkam. In diesem Vorgehen fühlte man sich bestärkt durch den von Metternich unter Zustimmung seines kaiserlichen Herrn den hiesigen Abgesandten erteilten Bescheid, daß Biel schweizerisch sei und bleiben solle. Die ganze französische Gesetzgebung wurde abgeschafft und die alte Stadtsatzung wieder in Kraft verkündet. Anstelle des aufgehobenen Oktrois traten von neuem Zoll und Ohmgeld, der Salzhandel wurde wieder Sache der Stadt, und von den Nichtbürgern wurden wie früher Hintersassengebühren gefordert. Von fremder Herrschaft, Grenzschikanen und Steuerdruck war man befreit, aber auch von der guten Polizei und der festen Ordnung - man befand sieh, gelinde ausgedrückt, in einem Zustand «gemütlicher Anarchie››, der erst nach der Vereinigung mit dem Kanton Bern wich.

Die provisorische Regierung war mit dem Wunsche an die Tagsatzung gelangt, der ehemals zugewandte Ort möchte wieder in dem bis 1798 bestandenen staatsrechtlichen Verhältnis in den Bund der Eidgenossen aufgenommen werden. Sie scheint allen Ernstes geglaubt zu haben, die alte dreizehnörtige Eidgenossenschaft werde Auferstehung feiern. Jedenfalls verwendete sie sich nur bei diesen Orten, was den Unwillen der neuen Stände erregte. Die Tagsatzung trug Bedenken, auf das Gesuch einzutreten, weil die Alliierten bereits den Baron von Andlau als Generalgouverneur mit der Interimsregierung für die von Frankreich losgetrennten Gebiete des Bistums Basel betraut hatten.

Schon vorher war durchgesickert, daß die Verbündeten Mächte der Regierung von Bern als Entschädigung für den Aargau und die Waadt die Stadt Biel und Teile des Bistums angeboten hatten. Um dieser Gefahr zu begegnen, knüpfte die provisorische Regierung Biels Verhandlungen mit den Gemeinden des Erguels und des Münstertals, des Tessenbergs und mit Neuenstadt zur Bildung eines Kantons an. Darüber entzweite sie sich mit ihrem Präsidenten Dachselhofer, der den Plan als aussichtslos bekämpfte, sich für eine Verständigung mit Bern aussprach und riet, sich diesem unter Vorbehalt der alten Rechte und Freiheiten anzuschließen. Das Zerwürfnis steigerte sich bis zurAmtsenthebung Dachselhofers, was den Verbitterten zu gehässigen Angriffen auf die Behörde trieb, wobei ihm ein Unberufener, der gewesene französische Meier Wildermeth, eifrig half. Die entbrannte Fehde, durch persönliche Feindschaften geschürt, zerklüftete die Bürgerschaft in einem Zeitpunkt und unter Umständen, wo einträchtiges Zusammenstehen eine staatspolitische Notwendigkeit gewesen wäre.