Unruhestifter

Als in Deutschland die Nationalsozialisten die Macht an sich rissen und nach Kriegsausbruch ihre Heere im ersten Anlauf jeden Widerstand überrannten, wurden unsere Kommunisten und Kryptokommunisten recht kleinlaut und hätten ihre politische Vergangenheit am liebsten verleugnet. Wie aber auf den Schlachtfeldern der Umschwung sich ankündigte, waren sie sofort wieder die Alten, und es hatte den Anschein, als ob sie sich für die ausgestandene Angst durch ein umso frecheres gesetzloses Treiben rächen wollten. Ihr Vorgehen glich aufs Haar dem ihrer Antipoden, der Nazi und Faschisten.

Unter dem Vorwand, daß es den Behörden nicht ernst sei mit der Säuberung der Schweiz und daß die Ausweisung der Nationalsozialisten und Faschisten verschleppt oder gar nicht vollzogen werde, rief die Bieler Partei der Arbeit wiederholt zu Demonstrationen auf der Straße auf, die, wie nicht anders zu erwarten war, immer in Ausschreitungen, Tätlichkeiten und Sachbeschädigungen endeten. Das war der Fall Montag, den 27. August 1945, Wo der sattsam bekannte frühere Lehrer und gewesene Redaktor der «Seeländer Volksstimme›>, ein geltungssüchtiger, bedenkenloser Mensch und zeitbedingter Demokrat, seine Anhänger zu einer Kundgebung vor dem Hause eines ausgewiesenen deutschen Staatsangehörigen aufbot. Gleich zu Anfang fielen zahlreich erschienenen Frauen und Schulkinder auf, die der Aufruf angezogen hatte, aber auch die der Polizei nur zu gut bekannten verdächtigen Gestalten. Obschon Schluß der Demonstration verkündet worden war, löste sich die Versammlung nicht auf sondern wälzte sich am Abend zu dem von einem ebenfalls ausgewiesenen italienischen Faschisten geführten Hotel de la Poste, drang in den Restaurationsraum ein und schlug alles kurz und klein. Wohl forderte Fell, der Urheber des beschämenden Vorfalls, zum Schein und wenn die von seinen Worten erhitzten Übeltäter nicht mehr hinhörten, zu Ruhe und Ordnung auf. Erst die eintreffende Polizei machte dem zerstörungswütigen Treiben ein Ende. Schließlich demonstrierte noch ein aufgeregter Pöbelhaufen vor dem städtischen Rathaus auf der Burg.

Noch im Verlaufe der Nacht wurde der Rädelsführer Fell mit seiner Tochter und einigen Kumpanen festgenommen. Bedauerlich war der Schwächeanfall des Untersuchungsrichters, der bereits anderntags unter dem Druck einer vor dem Amtshaus versammelten aufgeputschten Menge die Verhafteten freiließ, was natürlich als Kapitulation der Staatsgewalt ausgebeutet wurde. Wenn es unter den Wirrköpfen welche gab, die ernstlich mit dem Gedanken einer Revolution spielten, so bewies das nur, wie sehr sie den Sinn für die Wirklichkeit verloren und sich in eine illusorische Welt gesteigert hatten.

«Die Partei der Arbeit », so war am 28. August 1945 im «Journal du Jura» zu lesen, «hat den Boden des Gesetzes verlassen und gezeigt, wessen sie fähig ist. Sie geht gleich vor wie die Faschisten. Sie betreibt die Politik der Straße. Sie wendet sich an die Jugend und alle leicht erregbaren Elemente. Sie reizt zum Aufruhr, mißbilligt ihn nachher und wascht ihre Hände in Unschuld. Es sind die Methoden, die Deutschland und Italien in Unordnung und Unglück gestürzt haben».

Die wegen Landfriedensbruch Angeklagten fanden geschickte Verteidiger, die Mohren zu bleichen verstanden, und milde Richter; sie wurden ungeachtet der verursachten Unruhen und angerichteten Schäden freigesprochen. Immerhin hatten sie einen Teil der Prozeßkosten zu tragen. Auch schienen Gefängnis und Gerichtsverhandlung nicht ganz ohne Eindruck geblieben zu sein. Jedenfalls verzog sich der Rädelsführer bald darauf von Biel weg in die Stille einer ländlichen Schulstube, die sich dem politischen Wühlhuber willig öffnete.

 

 

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