Übertritt französischer Truppen 1940
Nachdem schon zu Anfang der zweitletzten Juniwoche der Strom französischer Zivil Flüchtlinge über die Juragrenze unser Land erreicht hatte, war damit zu rechnen, daß auch versprengte Truppenteile des französischen Heeres an der Grenze Einlaß und Internierung begehren würden. In der Tat traten noch im Laufe der Woche 42‘000 Mann auf Schweizer Boden über, wo sie entwaffnet und ins Innere des Landes weiterbefördert wurden. In Autobussen, auf Fahrrädern, zu Pferd, auf Lastwagen, Protzen und Geschützen, in zufälligen Gruppen und Grüppchen oder auch einzeln, dann wieder in geschlossenem militärisehem Verband, in bunter Folge zogen sie durch die Schüßschlucht nach dem Auffanglager und Umschlagplatz Biel. Hier verteilten sie sich in die Schulhäuser und Turnhallen, in die umliegenden Dörfer oder auf die Extrazüge, die stündlich den Bahnhof verließen.
Die ganze Stadt war auf den Beinen und wohnte dem Schauspiel bei. In dichter Reihe säumten die Zuschauer die Straßen, immer von neuem gefesselt durch den wechselvollen Zug von Mann und Roß und Wagen. Beim Zeughaus stand eng aufgeschlossen Camion neben Camion, noch alle getarnt vom welkenden Laub aus Frankreichs Wäldern. Geführt waren sie von Polen, die aber, weil viele von ihnen in Frankreich aufgewachsen waren, auch unter sich französisch sprachen. Am meisten Aufsehen und Teilnahme erregten die dunkelhäutigen Spahis auf ihren weißen Aaraberpferden. Es war ein Schauspiel, schön und traurig zugleich, das in der Erinnerung haften blieb.