Unter französischer Herrschaft

Während anderthalb Jahrzehnten hatten die Bieler Gelegenheit, die von manchen so heftig herbeigesehnten Wonnen der neuen Herrschaft gehörig auszukosten. Die Konsular verfassung von 1799, die Napoleon Bonaparte zum unumschränkten Herrscher über Frankreich machte, beraubte Biel noch des letzten Restes seiner Selbstverwaltung. Wohl bildete jetzt die Stadt – in ironischer Erfüllung eines vorweggenommenen späteren Wunsches - mit den umliegenden Gemeinden den nach ihr als Hauptort genannten Canton de Bienne, hatte aber zur Ernennung des obersten Magistraten, des Maire, nichts zu sagen; sie mußte ihn einfach aus der Hand des Präfekten des Département du Haut-Rhin in Colmar entgegennehmen. Dieser Maire, Sigmund Wildermeth, war ein Werkzeug der französischen Machthaber und der rücksichtslose Vollstrecker ihrer Anordnungen. Ihm war eine Art Stadtrat beigegeben. Ließ Wildermeth in der ersten Zeit seiner Amtsführung den Rat ziemlich regelmäßig zusammentreten, so wurden später die Einberufungen immer seltener und hörten schließlich fast ganz auf. Weder Rechnung noch Budget wurden mehr vorgelegt, der Mann gebärdete sich nach dem kaiserlichen Vorbild als völliger Autokrat.

Wie sich die Franzosen den versprochenen Schutz des Eigentums und der Person dachten und wie sie gesonnen waren, ihn zu handhaben, bekamen die Bieler bald genug zu spüren: mit der Ausräumung des Zeughauses begann es, mit der Auflage und Eintreibung von allerhand ihnen bisher unbekannten Steuern, mit Requisitionen, Einquartierungen und den gefürchteten Zwangsaushebungen für die französische Armee ging es fort und hörte erst auf mit dem Sturz und Ende der napoleonischen Gewaltherrschaft.

Besser als die alten Bieler scheinen sich die jungen Bielerinnen mit den Franzosen vertragen zu haben. Ratsherren mußten es hinnehmen, daß ihre Töchter Gefallen an den französischen Offizieren und andern Notabeln fanden und sich mit ihnen verheirateten.