Glasring gefunden bei Orpund.
Im Frühjahr 1869 wurde auf dem flachen Hügelrücken, einige hundert Schritte von Orpund unweit Biel bei Anlass eines Neubaues nach Sand gegraben.
Ungefähr 3 bis 4 Fuss unter dem Boden stiess man auf ein schräg in den Sand bestattetes, mit den Füssen tiefer liegendes Skelett von bedeutender Grösse. Von einer Grabkammer war ebenso wenig eine Spur vorhanden, als von einem Erdaufwurfe auf der Oberfläche. Ob das Skelett männlicher oder weiblicher Art war, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Ueber demselben kam die schöne Armspange von Glas zum Vorschein, Bild unten
Dieser merkwürdige Schmuck besteht aus dunkelblauem, durch Kobalt gefärbtem Glase und ist durch Guss entstanden. Auf der Aussenseite erscheint zwischen zwei Reifen als Ornament ein Kranz von stark erhöhten Blättern, auf welchen eine zickzackförmige Verzierung von gelbem Glasfluss, aber etwas unregelmässiger Gestalt angebracht ist. Diese Verzierung ist nicht gleichzeitig mit dem Ringe verfertigt, sondern am Blasetische des Glaskünstlers aufgeschmolzen worden. An den Stellen, wo dieselbe abgefallen ist, bemerkt man auf den Blättern ziemlich tief eingeritzte zickzackförmige Furchen, welche dem aufzutragenden gelben Glase festen Halt gewähren sollten. Nach dem Urtheile mehrerer Sachverständigen sind diese Furchen nicht vermittelst des Diamanten ausgeführt, sondern schon beim Gusse des Ringes dadurch entstanden, dass in der ohne Zweifel aus Kupfer bestehenden Matrize auf den in dieser vertieft erscheinenden Blättern Rippen in der Form des besagten Zickzacks eingesetzt waren.
Die Stadtbibliothek von Bern besitzt ein halbes Dutzend und die Sammlung der antiquarischen Gesellschaft in Zürich ebenfalls mehrere Glasringe, die alle verziert sind, aber keines von diesen ist in Absicht auf Schönheit und künstliche Herstellung mit dem vorliegenden zu vergleichen. Neben dem Skelett lag ein goldener Fingerring, der in einem einfachen, in mehreren Windungen spiralförmig aufgewundenen Drahte bestand, aber sofort verkauft wurde und der Alterthumskunde verloren ging. Für die Bestimmung des Alters dieser Gegenstände, von denen der Glasring als ausländisches Product zu betrachten ist, ergibt sich ein Anhaltspunkt in der Form des Grabes. Gräber ohne Hügelbedeckung gehören nämlich bei uns in der Regel der vorrömischen Periode an.
Friedrich Bürki, alt Grossrath.